![Die Touristen werden in der „Community“ freundliche aufgenommen, ehe sich die tödlichen Ereignisse überschlagen.]()
LEHRTE. Wenn Klassenkameraden vor ihren Mitschülern auf der Bühne in andere Rollen schlüpfen, sind Heiterkeitsausbrüche im Publikum so gut wie vorprogrammiert. Das war auch jetzt bei der Aufführung von „The Beach“ am Gymnasium Lehrte zu erleben. Dazu war das Stück allerdings weniger geeignet: Der Traum von einer unbekannten, paradiesischen Insel wird für einen jungen Rucksacktouristen zum Horrortrip mit mehreren Toten.
Der Kursus „Darstellendes Spiel“ hatte sich mit vielen eigenen Textvorschlägen und szenischen Ideen an die Bearbeitung der Romanvorlage von Alex Garland gemacht (auch mit Leonardo DiCaprio verfilmt) und sogar eine intensive Probenphase in der Theaterwerkstatt Albstedt absolviert. Durch eine „produktive Arbeitsweise“ unter Leitung von Manfred Filsinger, Simone Reindell und Gabriele Schrumpf hätten „zahlreiche Inszenierungsideen“ zu einer „hohen dramatischen Dichte“ geführt, heißt es verheißungsvoll in dem Programmzettel. Die Aufführung in der Aula ließ diesen hohen Anspruch aber nicht immer erkennen.
So ungenau wie die Inszenierung und die Licht- und Toneinsätze war auch die Rollenbeschreibung der Hauptfigur Richard (brav gespielt von Daniel Wilhelm). Im Programmheft wird er als amerikanischer Student bezeichnet, in der Spielhandlung ist stets von einem Engländer die Rede.
Die 19 jugendlichen Darsteller waren als neugierige Touristen oder meistens bekiffte Community-Mitglieder in den vielen fast unüberschaubar kurzen Szenen, denen häufig das dramatische Zentrum und eine überzeugende Gliederung fehlte, stark gefordert, einige leider auch überfordert.
Der abrupte „Parasiten“-Schluss nach etwa 80 Minuten wiederum überrumpelte das nicht durchgängig gefesselte Publikum. Ich habe am Gymnasium Lehrte jedenfalls schon eindeutig bessere Schüler-Aufführungen gesehen. „The Beach“ wird am Mittwoch, 12. März, ab 9.45 Uhr wiederholt. Horst-Dieter Brand